Presseartikel-Quelle: Neue Deister-Zeitung (NDZ) vom 14.12.2019
In Memoriam Dr. Peter Steppuhn
Gedenkschrift würdigt Schaffen des bedeutenden deutschen Archäologen, der auch in Klein Süntel tätig war
Von Christoph Huppert
BAD MÜNDER. „Was als Arbeitgeberverhältnis begonnen hatte, endete mit einer tiefen persönlichen Freundschaft“, sagt Hermann Wessling, der Vorsitzende des Forum Glas Bad Münder, mit leiser Stimme. Seinen Worten ist die Betroffenheit über den Verlust eines der bedeutendsten deutschen Glas-Archäologen anzumerken. Namhafte Vertreter aus Wissenschaft und Politik waren zur Vorstellung der Gedenkschrift für den am 17. April 2018 kurz nach seinem 62. Geburtstag in seiner Heimat Nienburg verstorbenen Dr. Peter Steppuhn ins Foyer des Martin-Schmidt-Konzertsaals gekommen. Herausgegeben haben die Publikation „Grabung – Forschung – Vermittlung“, die im Prometheus-Verlag erschienen ist, neben Hermann Wessling auch der Wuppertaler Historiker und Verleger Wieland Kramer, der ehemalige Kreisarchäologe Christian Leiber aus Holzminden sowie Dr. Gerd Dethlefs vom Landschaftsverband Westfalen Lippe aus Münster. Der hatte zusammen mit der Calenberg-Grubenhagenschen Landschaft jeweils die Hälfte der Druckkosten des honorarfreie Beiträge von 21 renommierten Wissenschaftlern beinhaltenden, knapp 300 Seiten starken Buches übernommen. Steppuhn hatte als letztes Projekt die Ausgrabung der Glashütte in Klein Süntel mit großer Energie vorangetrieben, einen umfangreichen Grabungsbericht vorgelegt und das Projekt fast zum Abschluss gebracht. „Ohne ihn wäre die niedersächsische Industriegeschichte um ein Kapitel ärmer“, bestätigte der Landesarchäologe Dr. Henning Haßmann anlässlich der Buchpräsentation. Steppuhn und seinem Grabungsteam war es zusammen mit mehreren studentischen Lehrgrabungen der Universität Cranfield und anderen Arbeitskräften gelungen, den in Klein Süntel erhaltenen Bestand an Bodenfunden am Standort der aus dem 19. Jahrhundert stammenden ehemaligen Glashütte offenzulegen und zu sichern. In Anwesenheit von Steppuhns Lebensgefährtin Dr. Monica Seebach umriss Verleger Kramer Stationen aus dessen Lebenswerk: Dazu gehören zahlreiche norddeutsche archäologische Projekte ebenso wie Ausstellungskonzepte, etwa für das Wikingermuseum Haitabu und Ausgrabungen in den Hansestädten Lübeck, Lüneburg und Wismar. Kramer: „Steppuhn hinterließ mehr als 100 Publikationen seiner vielfältigen wissenschaftlichen Arbeit.“ 2016 hatte Steppuhn dann im Auftrag des Forum Glas die Grabungsleitung des Projektes „Glashütte am Süntel“ übernommen. Neben Klein Süntel belegen Beiträge des Buches mit seinem Wirken in der Glas-Archäologie Lübecks, aus dem Taunus und über die Glashütte Wieda im Vorharz sowie in Darstellungen aus der Schweiz, Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen die außerordentliche Strahlkraft des verstorbenen Wissenschaftlers. „Er wird auf immer mit Bad Münder verbunden bleiben, denn er hat hier kurz vor seinem viel zu frühen, plötzlichen Tod die Grabung in Klein Süntel zu dem gemacht, was sie heute ist“, so Haßmann. Was von Leiber und vielen anderen mit der Hoffnung verbunden wurde, dass sich die Grabung in Klein Süntel zu „einem touristisch und kulturgeschichtlichen Glas-Highlight der Region Weserbergland“ entwickeln möge. Ein Wunsch, darin waren sich alle Teilnehmer der Buchvorstellung einig, der ganz im Sinne von Dr. Peter Steppuhn gewesen wäre.
Dokumentation der regionalen Glasgeschichte
Glashütten in der Deister-Süntel-Region
Entstehung und Geschichte
Rezension dieser Dokumentation vom Chefredakteur Wolfgang Schmölders im GLASHAUS Heft 1 /2017, die die sorgfältigen Recherchen des Autors, das ansprechende Layout von Text und Bildmaterial sowie seine anregende Darstellung als „Glücksfall für die Region“ würdigt.
Preis: 24,90 EUR
Quelle: GLASHAUS / GLASSHOUSE Heft 1 / 2017
Wolfgang Schmölders: Glashütten in der Deister-Süntel-Region
Rezension zu „Klaus Vohn-Fortagne: Glashütten in der Deister-Süntel-Region. Entstehung und Geschichte“
Presseartikel-Quelle: hallo wochenende vom 26.03.2016
Geschichten um die Glashütten
Das druckfrische Buch von Klaus Vohn-Fortagne offenbart spannende Erkenntnisse
VON KATHARINA WEIßLING
Bad Münder. Auch das ist Bad Münder: Durch das Museum im Wettbergschen Adelshof läuft kurz vor Ostern nicht unbemerkt der Osterhase, sondern der Ronnenberger Historiker Klaus Vohn-Fortagne. Schokolade hat er nicht im Gepäck, dafür aber einen Schlüssel und geballtes Wissen über Historie und Handwerkskunst der Kurstadt. Sein aktuelles und noch ziemlich druckfrisches Buch: „Glashütten in der Deister-Süntel-Region", herausgegeben vom Forum Glas, zeugt davon. Weil Fohn-Vortagne nicht nur Sinn für alte Schriften hat, veranschaulicht er anhand der Exponate, was so besonders ist an der münderschen Glaskunst. Außerdem plaudert er über Schönheit und über Abgründe rund um den glasklaren Werkstoff. Offensichtlich hat ihn das Thema gepackt, mit dem er sich nunmehr seit zehn Jahren beschäftigt. Drei Glashütten mit wechselvoller Geschichte gab es in der Kernstadt und in Klein Süntel. Außerdem noch die Glashütte Steinkrug in Wennigsen. Heute zeugt noch die Ardagh Group mit rund 160 Mitarbeitern am hiesigen Standort von dieser Geschichte. In den Museumsvitrinen stehen kunstvolle Briefbeschwerer, die die schwer arbeitenden Glaser wohl in ihrer Freizeit schufen, außerdem eine kunstvolle Etagere sowie Milch und Zuckerbehältnisse vom Feinsten. Das alles täuscht nicht darüber hinweg, dass das Geschäft mit dem durchsichtigen Stoff offenbar ein hartes war. Die Glashütten waren zeitweise richtig heruntergekommen und die Arbeit sehr schwer, weiß Vohn-Fortagne zu berichten. „Angeschlagene, schwarze oder fehlende Vorderzähne waren nicht selten", sagt er. Die harte Metallpfeife, mit der die Mitarbeiter vor allem Flaschen bliesen, hatte Schuld daran. Den Lungen ging es nicht besser. Die Glaser vergangener Jahrhunderte standen noch mitten im Rauch und mussten Hitze abkönnen. Wenn der Lohn dies zuließ, löschten sie die auch gerne mit Alkohol, was die Arbeiter in der Kernstadt durchaus mal unbeliebt machte. Das zumindest gibt die Aussage einer schimpfenden Anwohnerin her. Die Geschichte der Glasindustrie selbst ist ganz gut erforscht, ist schon den Vorwörtern des 200 Seiten Werkes zu entnehmen. Dass dennoch ein wirklich schönes Buch daraus entstanden ist, ist Vohn-Fortagnes Töchter, einer promovierten Grafikdesignerin, zu verdanken. Für spannende Wirtschaftsgeschichte und eine neue Forschungsperspektive sorgte Vohn-Fortagne selbst mit großem Gespür für Quellen. Ein Beispiel: Möglicherweise zum ersten Mal in Niedersachsen wurde in Bad Münder Kohle statt Brennholz zur Glasherstellung mit hohen Temperaturen eingesetzt. Und der erbitterte Geldstreit, der zwischen dem Bergbaumeister Christian Rave und der Glashütten Pächterin Dorothea Hentig entbrannte, wirkt doch ziemlich modern. Die Witwe, die als Geschäftsfrau in die Fußstapfen ihres verstorbenen Mannes trat, war mindestens ebenso verschrien wie emanzipiert. Am erbitterten jahrelangen Streit mit ihrem Bruder, dem Bergbaumeister Rave, verdienten schon damals vor allem Rechtsanwälte. Um wirtschaftlich bestehen zu können, zogen die Betreiber der Glashütten innerhalb von vier Jahrhunderten viele Register in der Deister-Süntel Region. Zeitweise ging beinahe die gesamte industrielle Flaschenproduktion am Standort in die damals noch unterentwickelten Vereinigten Staaten. Zu anderen Zeiten wurde reichlich gemogelt und über das rechte Maß verhandelt. Wahrend der Staat genormte Flaschen forderte, wollten Weinhändler das nach Angaben eines Pächters so gar nicht haben. Sie bevorzugten große Flaschen mit vie! Glas um relativ wenig Leerraum. Der Pächter lieferte entsprechend, allerdings ohne das geforderte Siegel mit aufzudrucken. Das fiel auf und „so richtig glücklich ist in früheren Zeiten wohl keiner der Betreiber mit diesem Gewerbe in Bad Münder geworden", resümiert Vohn-Fortagne. Den Exponaten sieht man das so gar nicht an. Und dem Buch auch nicht. Wer sich wahlweise für Lokalgeschichte oder Glas interessiert, mag knapp 25 Euro in dieses Ostergeschenk als lohnende Investition ansehen. Erhältlich ist es unter anderem in der Buchhandlung Wanderer.
Der Historiker Klaus Vohn-Fortagne hat sich mit der Glaskunst in Bad Münder (kleines Bild) beschäftigt. Foto: Weißling
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