Internationales Wissenschaftlerteam stellt Bewertungen der Klein Sünteler Untersuchungen vor
Bad Münder. „Da sage ich nur Chapeau“. Prof. Dr. Hans-Georg Stephan von der Martin-Luther-Universität Halle-Witterberg ist eigentlich ein nüchtern denkender Wissenschaftler. Doch die Inaugenscheinnahme der Grabung entlockte dem Lehrstuhlinhaber für Glasarchäologie dann doch höchstes Lob. „Das ist ein Weg, der hoffentlich weitergeführt wird. Das ist aller Mühen wert“, kommentiert er das, was die einwöchige archäologische Untersuchung der ehemaligen Glashütte in Klein Süntel zutage gefördert hatte. Die Elite der deutschen und europäischen Glasarchäologie und Glashüttenforschung war auf Einladung des Forums Glas zu einem dreitägigen Symposium an den Süntel gekommen. Allein das muss schon als großer Erfolg für den Vorsitzenden Hermann Wessling gewertet werden. Neben Stephan nahmen unter anderem auch der Amsterdamer Stadtarchäologe Dr. Michel Hulst, der Holzmindener Kreisarchäologe und Glashüttenspezialist Dr. Christian Leiber, Stephans wissenschaftlicher Mitarbeiter Radoslaw Myszka aus Göttingen sowie der Lübecker Archäologe Dr. Peter Steppuhn als Referenten am Symposium teil. Zudem konnten Grabungsleiter Roland Wessling (Oxford) und sein Vater Hermann eine Vielzahl namhafter Gäste, Historiker und Glasexperten aus der Region begrüßen. Auf dem Tagungsprogramm standen neben der Besichtigung und kritischen Würdigung Grabung auch darüber hinausgehende Aspekte der Geschichte der Glas-Region Weserbergland. Mit größter Spannung aber wurde das abschließende Expertenvotum erwartet, denn davon hängen die Zukunft und die weitere Förderung des Projektes ab. Und die Wissenschaftler ließen deutlich werden, dass die Münderaner mit den Klein Sünteler Funden in der Tat „ein Schmuckstück auf dem Präsentierteller“ haben, wie Steppuhn es formulierte. Ein „großer Knüller“ sei das, den es nun „sichtbar zu machen“ gelte. „Ja, unbedingt weitermachen, denn die schriftlichen Quellen zu der zu untersuchenden Zeit, reichen nicht aus“, so auch Radoslaw Myszka. Während etwa die frühe Bronzezeit durch Grabungen bestens erkundet sei, werde der Zeitraum der frühen Industrialisierung von den Archäologen größtenteils noch sträflich vernachlässigt. Mit „Stolz und großer Dankbarkeit“ nahmen Hermann Wessling und sein Forum Glas-Vorstand sowie einige Ratsherren zusammen mit Bürgermeister Hartmut Büttner den von allen Wissenschaftlern unterzeichneten Abschlussbericht entgegen. Ein Meilenstein sei damit erreicht, kommentierte Büttner das Ergebnis. Jetzt sei die Grundlage für Gespräche mit den Fachministerien in Hannover gelegt. „Das ist ein Juwel der Region Weserbergland“, so Helmuth Mönkeberg überschwänglich. Glaskultur müsse ein touristischer Anlaufpunkt werden. „Das ist ein deutlicher Ansporn für weitere Schritte“, erklärte auch CDU-Fraktionschef Hans-Ulrich Siegmund. „Weitermachen!“, darin waren sich nicht nur die beiden Kreistagsabgeordneten einig. „Auch den Blick von der Grabungsstätte aus ins Tal müssen wir erhalten“, mahnte Uwe-Peter Keil in Anspielung auf eventuelle Windenergieanlagen. Nun seien Landkreis und Ministerien gefordert, so Leiber. „Wir leben hier in einer historischen Glaslandschaft, in der die Fachwissenschaft die Glasgeschichte wie sonst nirgends erforschen kann, und das ist zugleich von hohem touristischen Wert.“ Vielleicht finde das Expertenurteil ja demnächst Niederschlag in einem Pendant zur Oberpfälzer „Glasstraße“. Die Initialzündung für weitere Aktivitäten in Sachen Glasarchäologie und Glashüttenforschung ist nun durch die wissenschaftlichen Weihen, die Bad Münder in den Fokus der Fachwissenschaft gerückt haben, erfolgt.
Von Christoph Huppert
Was die Grabungsgruppe freilegte, überzeugte die Experten: Dr. Peter Steppuhn (v.l.,vorne), Prof.Dr.Hans-Georg Stephan, Dr.Christian Leiber, Radoslaw Myszka (v.l., hinten). Hartmut Büttner und Dr.Michel Hulst bei der Unterzeichnung des Abschlusskommuniqués. Foto:Huppert
Ein Audiobeitrag zu diesem Ereignis von Christoph Huppert für den lokalen Radiosender Radio Aktiv
(www.radio-aktiv.de)
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